Was ist bei der Rekrutierung von internationalem Pflegepersonal zu beachten?

11. Januar 2021

In diesem Blogartikel haben wir die häufigsten Ängste, Zweifel und Fragen unserer Kundinnen und Kunden und deren Personalverantwortlichen, Geschäftsführerinnen bzw. Geschäftsführer, Pflegedienstleitungen zusammengefasst. Eines ist klar, eine Fehlentscheidung hinsichtlich des Personals kostet ordentlich Geld und viele Betreiber und Betreiberinnen von Krankenanstalten, Reha-Zentren oder Pflegeeinrichtungen haben hier schon einmal ordentlich danebengegriffen. Auf der anderen Seite kostet natürlich auch Personalmangel Geld. Das bestehende Personal wird durch Mehrarbeit überbeansprucht, kündigt in der Folge oder mögliche zusätzliche Einnahmequellen durch weitere Patientinnen und Patienten können nicht bedient werden, da die allerwichtigste Ressource für die Leistungserbringung fehlt: Kompetente, motivierte Pflegefachkräfte. Die häufigsten Ängste, Zweifel und Fragen bei der Rekrutierung von internationalem Pflegepersonal unserer Erfahrung nach sind folgende:

  • Sprechen die Pflegekräfte wirklich im angegebenen Level die deutsche Sprache?

Ein Kunde hatte Pflegepersonal aus Spanien rekrutiert, dabei sind ihm Sprachzertifikate Level B1 und B2 zu den einzelnen Pflegefachkräften einer spanischen Sprachschule vorgelegt worden. Bei B2 ist „spontane und fließende Kommunikation“ eine zentrale Anforderung. Das Angebot erschien sehr attraktiv. Verträge wurden unterzeichnet, das Pflegepersonal kam wenige Wochen später in Deutschland an. Allerdings blickten die Führungskräfte des Krankenhauses bei der Begrüßung der Pflegekräfte in große, fragende Augen als die danach gefragt wurden, wie denn die Anreise verlaufen sei. Der tatsächliche Sprachlevel war weit von B2 entfernt, die Pflegekräfte aber bereits vor Ort, das Honorar bezahlt.

Was können sie nun machen, um eine solche Situation zu vermeiden? Führen sie Interviews – zum Beispiel per Skype – durch. Innerhalb weniger Minuten wissen sie, wie es um die tatsächlichen Sprachkenntnisse der Pflegekraft steht. Im besten Falle führen sie mehrere Interviews über einen längeren Zeitraum hinweg, dann können sie auch die Entwicklung der Ausdrucksfähigkeit nachverfolgen. 

  • Bleibt die Pflegekraft auch nach Einarbeitung und Abschluss des Anerkennungsverfahrens bei mir im Krankenhaus oder in der Pflegeeinrichtung?

Ein Pflegeheimbetreiber berichtete von seinen Erfahrungen, die er mit südamerikanischen Pflegekräften machte: Da sein Bedarf an Personal sehr hoch war und Krankenhausjobs bei vielen Pflegekräften beliebter sind, war er froh eine Gruppe an interessiertem Pflegepersonal gefunden zu haben. Auch der Rekrutierungsprozess verlief einwandfrei, die Pflegekräfte sprachen gutes Deutsch, schlossen das Anerkennungsverfahren nach einigen Monaten positiv ab. Alles bestens. Danach kündigte einer nach dem anderen das Arbeitsverhältnis und nach wenigen Monaten waren sie alle wieder weg und die Personalsituation wie gehabt.

Ist eine solche Situation vermeidbar? Grundsätzlich werden sie es nie zur Gänze verhindern können, dass ihre Pflegefachkräfte den Arbeitsplatz wechseln. Das ist ja auch nicht Sinn der Sache. Was sie aber schon machen können ist, dass sie mit entsprechenden Vertragsbindungen bzw. Befristungen arbeiten. Dazu haben Sie sicher einen Arbeitsrechtsexperten oder eine -expertin im Haus.

Des Weiteren gilt es im Vorhinein ihrer Agentur klar zu vermitteln, dass sie beispielsweise Personal für den Langzeitpflegebereich zu definierten Konditionen suchen und die Agentur explizit Pflegefachkräfte entsprechend ihrer Angaben für sie rekrutiert, die gerade auch in diesem Fachbereich zu den angegebenen Konditionen arbeiten wollen und ihre persönliche Karriere genau dort sehen. Haben sie keine Bedenken: Es gibt genügend Pflegefachkräfte, die die Arbeit mit pflegebedürftigen Menschen als große Bereicherung sehen. Gerne unterstützen wir sie auch bei der Erstellung eines Personalentwicklungskonzeptes. Einer der Punkte dabei ist auch, dass sie langfristig mit einer ausgewählten Agentur zusammenarbeiten, dabei können die geeignetsten Fachkräfte für sie herausgefiltert werden. Kurzfristige, personaltechnische Notfallmaßnahmen sind bei Weitem nicht derart zielgerichtet und kosten noch dazu mehr Geld.

  • Wird die persönliche Arbeitseinstellung und Motivation der Pflegekraft überprüft und bewertet?

Selbstverständlich ja. Das ist ein absolut wichtiger Bestandteil der Personalauswahl. Wir überprüfen diese nicht nur in persönlichen Gesprächen, sondern fordern auch schriftliche Dokumente (Motivationsschreiben, Erfahrungsberichte) ein. Häufige Wechsel des Arbeitsplatzes werden genauso hinterfragt wie die persönliche Motivation, gerade in einem Land wie Deutschland eine Stelle als Pflegefachkraft anzutreten. Und die dabei häufig gehörten Sätze wie „Deutschland ist ein schönes Land.“ oder „Das Wetter ist gut in Deutschland.“ werden als zentrale Motivation nicht als ausreichend erachtet. Schlussendlich führt unsere international erfahrende HR-Expertin Noveline Ortega-Tolentino Interviews mit jeder interessierten Pflegefachkraft. Rund ein Drittel der interviewten Fachkräfte weist aus unserer Sicht nicht die ausreichende persönliche Motivation, Bereitschaft für und das Wissen um einen Arbeitsplatz in Deutschland oder Österreich auf, oder hat einfach nur falsche Vorstellungen der Arbeitswelt in diesen Ländern.

Je genauer ihre Vorstellungen einer Pflegefachkraft mit den Vorstellungen der Pflegefachkraft übereinstimmen, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit einer langfristigen, für beide Seite zufriedenstellenden Arbeitsbeziehung. Genau das ist unser Ziel.

  • Sind die Abschlusszeugnisse echt und beglaubigt?

Selbstverständlich ja. Bei nur geringsten Zweifeln an der Echtheit von Unterlagen kommt eine Vermittlung des Kandidaten oder der Kandidatin für uns nicht in Frage.

  • Wird die angegebene Berufserfahrung überprüft?

Selbstverständlich ja. Jeder Pflegefachkraft muss mindestens zwei Referenzen bekannt geben. Diese werden von uns kontaktiert. Wenn Berufserfahrung bei nur an einer Arbeitsstelle gegeben ist, kontaktieren wir die Ausbildungsstätte.

  • Was kostet mich die Vermittlung von Pflegepersonal? Gibt es versteckte Kosten?

Sie können als Vermittlungshonorar ca. 2 – 3 Bruttomonatsgehältern, also beginnend mit in etwa € 4.000 kalkulieren. Die Faktoren die das Honorar bestimmen sind die Dringlichkeit, Berufserfahrung, Spezialisierung und das Herkunftsland. Wie oben bereits ausgeführt führt eine langfristige Zusammenarbeit und Planung zu den qualitativ besten Ergebnissen und ist eine solche auch kostentechnisch attraktiver. Klären sie unbedingt ab, wer die Anreisekosten trägt, wer für die Kosten des Anerkennungsverfahrens aufkommt, ob Sprachkurse ersetzt werden usw. Kostentransparenz ist ein entscheidender Faktor der Qualität einer Zusammenarbeit in diesem Bereich. Mit Zusatzleistungen wie einer kostengünstigen oder kostenlosen Wohnmöglichkeit für die ersten Monate können sie ihre Attraktivität als Arbeitgeber oder Arbeitgeber noch einmal steigern und ihre Fachkräfte an ihr Unternehmen binden.

  • Laufend erhalte ich E-Mails von diversen Anbietern von Pflegepersonal aus aller Welt, wie kann ich feststellen, ob es sich um seriöse Agenturen handelt?

Derartige Verkäufermärkte und Nachfrageüberhänge haben sich bis auf die andere Seite der Erde durchgesprochen und viele Unternehmen aber auch Privatpersonen versuchen daran zu partizipieren. Selbst wir als Agentur erhalten mehrmals wöchentlich Anfragen von nepalesischen, vietnamesischen, ua. Personen und Agenturen die über Personalressourcen verfügen und uns diese gegen Honorar zur Vermittlung anbieten: Unterschrieben als „President“ oder „Director“, gesendet von einer „gmail-Adresse“ … lassen wir generell die Finger von derartigen Angeboten.  Wir arbeiten nur mit Partner zusammen, die erstens unsere Auswahlkriterien kennen und mit denen zweitens eine Vertrauensbasis besteht.

Für unsere Unternehmenspartner und Kunden bzw. Kundinnen gilt: Aus unserer Sicht gibt es eine einfache Möglichkeit, festzustellen ob die Basis für eine Zusammenarbeit gegeben ist oder nicht, ein persönlicher Termin. Wir für uns lieben den persönlichen Kontakt und wir wollen wissen – auch für unsere Kandidatinnen und Kandidaten – mit wem wir zusammenarbeiten. Auch im Sinne der Effizienz für ihre und unsere Zeit. Eine Stunde persönliche, direkte Kommunikation ersetzt zahlreiche E-Mails, Anrufe und ist unserer Erfahrung nach der zentrale Bestandteil einer beginnenden, vertrauensvollen, transparenten Zusammenarbeit.  

 

Sie haben Personalbedarf? Sie wollen ein Personalentwicklungskonzept erstellen? Sie haben Fragen zur Rekrutierung internationaler Pflegekräfte?  Sie wollen expandieren und suchen nach einem Partner der die Personalentwicklung übernimmt?

Wir stehen gerne per E-Mail für Ihre Anfrage zur Verfügung: office@jr-pflegepersonal.at